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Psychische Gesundheit von Asylbegehrenden im Blick

Kooperation zwischen dem Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e.V. und Landesaufnahmebehörde gestartet

Das Erleben traumatischer Ereignisse als Opfer oder Zeuge körperlicher oder sexueller Gewalt kann bei Kindern und Erwachsenen zu langfristigen Schädigungen der psychischen Gesundheit führen. Viele Asylbegehrende fliehen aufgrund solcher Erfahrungen aus ihren Heimatländern. Die psychologische und psychiatrische Erstdiagnostik bei Asylbegehrenden im Ankunftszentrum Bad Fallingbostel-Oerbke der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen (LAB NI) übernimmt ab sofort das Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e.V. (NTFN e.V.).

Die Geschäftsführerin des NTFN e.V. Karin Loos betont: „Die psychische Gesundheit der Asylbegehrenden ist für uns schon immer eine Herzensangelegenheit gewesen und wir freuen uns, dass wir die Kooperation mit der LAB NI ausbauen können.“ Ihr wichtigstes Ziel erläutert sie weiter: „Asylbegehrende sollen eine gute Chance bekommen, die Geschehnisse zu verarbeiten und positiv in die Zukunft zu blicken.“

Die durchgeführte Diagnostik umfasst in der Regel drei Gespräche mit einer Psychologin bzw. einem Psychologen unter Beteiligung von Dolmetschern. Nach Abschluss der Diagnostik werden bei entsprechenden Anzeichen in einem ausführlichen Befundbericht eine psychotherapeutische Empfehlung und weitere Maßnahmen für eine Verbesserung des psychischen Befindens des Patienten ausgesprochen. Bei vorliegendem Einverständnis des Patienten kann dieser Bericht dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zur Beurteilung des Asylantrags oder dem Fachgebiet Ausländerrecht der LAB NI zur Verfügung gestellt werden.

„Unser geschultes Fachpersonal im Sozialdienst nutzt beim gemeinsamen Gespräch mit allen Bewohnerinnen und Bewohnern zur Identifizierung von Traumafolgestörungen spezielle Screening-Fragebögen, um betroffenen Asylbegehrenden notwendige Behandlungen zu ermöglichen. Mit dem NTFN e.V. haben wir einen erfahrenen und verlässlichen Partner an unserer Seite und können eine zeitnahe Erstdiagnostik noch während der Zeit im Ankunftszentrum gewährleisten“, freut sich Standortleiter Amgad El-Moghier über den Ausgang des Vergabeverfahrens.

Im Ankunftszentrum Bramsche hat das Christliche Krankenhaus Quakenbrück gGmbH und im Grenzdurchgangslager Friedland die Asklepios Psychiatrie Niedersachsen GmbH in Göttingen die psychologische und psychiatrische Erstdiagnostik von Asylbegehrenden übernommen. Für die Standorte in Braunschweig, Osnabrück und Oldenburg werden derzeit noch Kooperationspartner gesucht.

Über das NTFN e.V.

Das NTFN e.V. bietet neben Beratungen und Weitervermittlungen auch therapeutische Einzel- und Gruppenangebote, um betroffenen Personen in Krisensituationen zu helfen. Diese Angebote bestehen auch für Kinder und Jugendliche. Durch die Vernetzung und Kooperation des Netzwerks für traumatisierte Flüchtlinge mit niedergelassenen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie mit Klinikambulanzen wird die Vermittlung in die ambulante wohnortnahe psychosoziale, psychotherapeutische und sozialpsychiatrische Regelversorgung in Niedersachsen ermöglicht.

Verwaltungsgebäude Fallingbostel   Bildrechte: LAB NI

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