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Grenzdurchgangslager Friedland ist „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“

Digitaler Dolmetscher des Kooperationsprojektes DICTUM prämiert



Das Kooperationsprojekt DICTUM zählt zu den fünf innovativen Preisträgern des bundesweiten Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2018 aus Niedersachsen. Heute haben die Projektpartner gemeinsam die auszeichnende Plakette am Grenzdurchgangslager (GDL) Friedland offiziell angebracht. Im Projekt DICTUM erproben das Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen, die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen, die Malteser und die aidminutes GmbH erstmals eine neu entwickelte digitale Kommunikationshilfe für nicht-deutschsprechende Patientinnen und Patienten.


Digitaler Assistent bildet sprachliche Brücke

Die neuartige Software überbrückt Sprachbarrieren bei Arztbesuchen oder medizinischen Problemen: Im Wartezimmer machen Patientinnen oder Patienten auf einem Tablet in der eigenen Landessprache Angaben zu ihrem Gesundheitszustand, ohne dass jemand vor Ort unterstützen muss. Die übersetzte Zusammenfassung nutzt das medizinische Personal in der anschließenden Anamnese, die eine Basis für den Behandlungserfolg ist.

„Wir arbeiten täglich daran, sprachliche Barrieren im Grenzdurchgangslager Friedland zu überwinden, um mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern im Gespräch zu sein und um Missverständnissen oder Problemen zu begegnen. Der Praxistest der Kommunikationshilfe kommt bei unseren Bewohnerinnen und Bewohnern äußerst gut an“, freut sich Heinrich Hörnschemeyer, Standortleiter des Grenzdurchgangslagers Friedland.

Seit Herbst 2017 wird in den hausärztlichen Sprechstunden sowie der Krankenstation der Malteser im GDL Friedland diese neue Kommunikationshilfe erstmals erprobt und evaluiert. Hier wird die primärmedizinische Betreuung der erkrankten Bewohnerinnen und Bewohner im GDL sichergestellt und ist erste Anlaufstelle für medizinische Probleme aller Art. In einem kleinen stationären Bereich versorgt ein Pflegeteam Patientinnen und Patienten bei Bedarf. „Unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort arbeiten eng mit den Kooperationspartnern zusammen und geben regelmäßig Feedback, um die Kommunikationshilfe an die Bedürfnisse in der Praxis anzupassen. Eine Anamnese kann nun häufig noch genauer erfolgen, was wesentlich zum Behandlungserfolg beiträgt“, sagt Jürgen Hublitz, Dienststellenleiter der Malteser Friedland.


13 Sprachen und Dialekte im Einsatz

„Eine grundlegende Basis jeder medizinischen Behandlung ist das Gespräch. Durch das wechselseitige Nicht-Verstehen beziehungsweise Nicht-verständlich-machen-Können wird jede medizinische Behandlung zur Herausforderung. Durch dieses Projekt kommen wir einen entscheidenden Schritt nach vorne und haben bereits erste Erfolge erzielt“, betont der Projektleiter und Arzt Frank Müller, vom Institut für Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG).

Derzeit kommt das umfangreiche Tool mit dreizehn Sprachen und Dialekten zum Einsatz. Fragen und Antworten gibt das Tablet video- und audiobasiert wieder, damit sich auch Patientinnen und Patienten mit geringerer Schriftsprachkompetenz selbstständig mitteilen können. Die aidminutes GmbH entwickelte die digitale Kommunikationshilfe in enger Abstimmung mit medizinischem Personal. Mit dieser Software ist die Erhebung einer allgemeinmedizinischen Anamnese von Patientinnen und Patienten mit diversen kulturellen und sprachlichen Hintergründen ohne Dolmetscherinnen und Dolmetschern möglich. Im regelmäßigen Austausch passt ein interdisziplinäres Team die Software den spezifischen Bedürfnissen vor Ort an.

Das Projekt DICTUM wird bis April 2019 mit insgesamt 335.000 Euro durch den Europäischen Sozialfond, das Land Niedersachsen und die Robert-Bosch-Stiftung gefördert.


  Bildrechte: LAB NI/ Hage
V.l.: Heinrich Hörnschemeyer, Standortleiter des GDL, Jürgen Hublitz, Malteser-Dienststellenleiter, Andreas Lippke, aidminutes GmbH, Frank Müller, Projektleiter DICTUM, Corinna Engelke, Koordinatorin Gesundheitsregion.

Glückwünsche von Ministerpräsident Weil

Anlässlich eines Empfangs im Gästehaus der Landesregierung in Hannover begrüßte Ministerpräsident Stephan Weil am vergangenen Montag, 13.08.2018, die fünf niedersächsischen Preisträger und sprach ihnen für das beispielhafte Engagement und die vorbildlichen Leistungen seine Glückwünsche aus: „So vielfältig wie unser Bundesland sind auch Ihre Ideen. Ich staune immer wieder über die Kreativität und das Engagement aller Beteiligten, wenn es darum geht, Neues und vor allem Positives zu erforschen und nutzbar zu machen. So unterschiedlich Ihre Projekte auch sind, sie eint der gemeinsame Wille, unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft weiter zu entwickeln. Das gehört zu Recht ausgezeichnet.“ Eine unabhängige Jury wählte die 100 Preisträgerinnen und Preisträger aus dem gesamten Bundesgebiet unter rund 1.500 eingereichten Bewerbungen aus.


Innovationswettbewerb seit 13 Jahren

„Deutschland – Land der Ideen“ ist die gemeinsame Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft, vertreten durch den BDI. Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank richten den Innovationswettbewerb seit 13 Jahren gemeinsam aus. Die Deutsche Bank ist seit 2006 Partner und Nationaler Förderer des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“. Ziel ist es, Innovationen aus Deutschland im In- und Ausland sichtbar zu machen und die Leistungskraft und Zukunftsfähigkeit des Standorts zu stärken.

  Bildrechte: Deutschland Land der Ideen/Alexander Demandt
Ministerpräsident Stephan Weil, Ute Weiland, Geschäftsführerin Deutschland - Land der Ideen, Michael Schnebe, Leiter Wealth Management Hannover, Deutsche Bank AG, und die „Ausgezeichneten Orte“ 2018 aus Niedersachsen.

Lesen Sie hier mehr über das Grenzdurchgangslager Friedland.

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